Als wir am Mittwochmorgen erwachten, drangen schon Sonnenstrahlen durch die Schlitze zwischen unseren Gardinen und als wir rausblickten sahen wir, wie die Bay in Sonne getaucht war. Nach all den eher bedeckten Tagen, schien dies der perfekte Tag zu sein, um die sonst immer in Nebel gehüllte Golden Gate Bridge zu Fuß zu überqueren. Falsch gedacht: Es war schlimmer. Man konnte den ersten Pfeiler vom Fuß der Brücke aus nicht mal erahnen.
So überquerten wir sie dann doch mit dem Auto und wurden in der Stadt abgesetzt. Von da aus wanderten wir noch einmal durch Chinatown und die Piers um nun endlich alle Souvenierverpflichtungen zu vollenden. Als wir diese Aufgabe erfolgreich bestanden hatten und uns aus den Klauen der touristenfressenden Verkäufern befreit hatten, belohnten wir uns selbst mit einem In-n-Out Menü.
Mit vollen Mägen nahmen wir einen Bus Richtung China Basin. Der Gegend, in der wir schon gestern die ganzen Tech-Firmen abgeklappert hatten. Um 16 Uhr hatten wir unseren Termin bei Reddit. Doch morgens im Auto war Lenny noch mit einem lauten "Shit!" eingefallen, dass ja auch GitHub in San Francisco sitzt. Diesen wollten wir vorher noch einen Besuch abstatten. Wir erwarteten natürlich, dass wir wie bei Dropbox, Twitter und Co. wieder abgewiesen würden und hofften nur auf einen kleinen Blick vorbei am Empfangsschalter.
Als wir die unscheinbare Tür mit der Nummer 548 tatsächlich als das GitHub-Büro identifizierten, schlichen wir uns an einigen Fahrrädern vorbei die Treppe hoch. Nun blickten wir durch eine Glastür auf einige Tische und eine Holzwand mit einer großen Ampel die rot Leuchtete.
Ein Schild verriet uns, dass man die Tür nur öffnen konnte, wenn das Licht auf grün stand. Wir wollten uns schon wieder aus dem Staub machen, als wir eine junge Frau erblickten, die auf uns zulief. Sie öffnete die Tür und fragte freundlich "Are you looking for something?". Wir erklärten ihr, dass wir zwei Deutsche sind, die die hipcoolen Internetfirmen abklapperten, um zu gucken, ob uns irgendwer reinlässt.
Auch sie sagte uns, dass man eigentlich vorher anfragen müsste, doch dass sie gerade Zeit hätte und uns rumführen könne. Wir sollten kurz auf ein paar Sesseln warten und blickten uns im Büro um. Überall sah man verschiedenste Varianten des Firmenmasskotchens, der Octocat, und vor einer Bar, die verschiedenste Spiritousen zierten, standen Tische an denen Leute mit ihren Laptops saßen (später wurde uns erklärt, dass dies das Café ist, an dem sich Leute nach Bedarf zum Arbeiten niederlassen konnten).
Ein Blick auf die die Sitzgruppe neben uns ließ unsere Blicke erstarren. Was wir dort in der Hand einer der Kerle sahen, war, was uns seit 2 Wochen nachts wach liegen ließ und nur der geringste Gedanke daran uns in Tränen ausbrechen ließ. Es war Club Mate. Hier. In den Vereinigten Staaten.
Doch da begann unsere Tour durch den bereits erkundeten Raum. Vorbei an verschiedensten Kuriositäten und diversen mehr oder weniger sinnvollen Arbeitsplätzen ging es bis nach hinten in einen großen Raum, der tatsächlich nach Büro aussah, mit Schreibtischen, Bildschirmen, Stühlen und beschäftigten Leuten. Nachdem wir Liz, die freundliche GitHubberin, die uns rumführte, auf die Mate ansprachen, erklärte sie uns, dass diese extra aus Deutschland importiert wird und dass wir eine haben könnten. Doch als wir in der Küche ankamen, stand nur noch eine im Kühlschrank und Lenny und ich waren beide freundlich genug, diese für einen nach Koffein lechzenden Developer zu lassen. Wir bekamen noch ein paar Sticker, machten ein paar Fotos und verließen das Büro.
Noch eine Stunde bis zu unserem Termin bei Reddit. Also genug Zeit für eine Pause bei Starbucks. Eine Diskussion, ob Sessel oder Bank der Sitzplatz der Wahl sei, endete darin, dass Lenny und ich eine halbe Stunde lang über WhatsApp vom einen Ende des Starbucks zum anderen kommunizierten.
Dann ging es los zu Reddit. In den Nachrichten, die wir mit Jena von Reddit ausgetauscht hatten, wurde uns eine halbstündige Tour durch das kleine, einräumige Büro angekündigt. Uns graute es bereits vor unangenehmem Schweigen am Ende der kurzen Führung. Doch nachdem wir vorbei an vielen verschlossenen Wired-Türen durch eine große orange Tür mit dem Reddit-Alien in ein Büro mit etwa 12 Programmierern, Postkartenwände und /r/manualreddit (eine Säule mit aufgeklebten Up- und Downvotepfeilen und verschiednen analogen "Posts") traten, redeten wir fast 50 Minuten mit Jena.
So kamen wir fast zu spät zu unserem nächsten Termin mit einem 16 jährigem Programmierer, Will Smidlein. Lenny kannte ihn von Twitter und ich von der Tatsache, dass er vor einigen Wochen mein neues Lieblingsnetzwerk Vine in die Knie zwang. Er macht über die Sommerferien ein Praktikum bei dem Webdienst Pocket mit Sitz in San Francisco. Nachdem Lenny ihm während unserer Reisevorbereitung ein paar Fragen zu San Francisco gestellt hatte, verabredeten die beiden sich und so kam ich mit zu dem Treffen. Wir trafen uns mit ihm und seiner Google-Brille in einem Starbucks (wo sonst?) und unterhielten uns für eine Dreiviertelstunde. Zum Abschluss nahm er uns noch kurz mit ins Büro von Pocket, wo er uns kurz den CEO vorstellte und uns ein paar Sticker mit auf den Weg gab.
Da unsere übliche Mitfahrmöglichkeit schon abgefahren war, gingen wir von Pocket aus zum Ferry Building und nahmen die Fähre zurück nach Tiburon. Diese gewährte uns noch einen schönen Ausblick auf die doch beachtlich große Skyline der eigentlich eher kleinen Stadt. Während der Fahrt ging es noch vorbei am bedrohlich im Nebel liegenden Alcatraz (für das übrigens alle Besichtigungen ausgebucht sind, falls ihr euch gewundert habt, warum wir da nicht hinfahren) und um 20 Uhr kamen wir in der Marina von Tiburon an.
